Hannes:
In einer Zeit, die längst vergangen ist
Lebten wir schon zusammen, sie und ich
Und zwar von meinem Kopf und ihrem Bauch
Ich schützte sie, und sie ernährte mich
Es geht auch anders, doch so geht es auch
Und wenn ein Freier kam, kroch ich aus unserm Bett
Und drückte mich zu einem Kirsch und war sehr nett
Und wenn er blechte, sprach ich zu ihm:
"Herr, wenn Sie mal wieder wollen - bitte sehr!"
So hielten wir's ein volles halbes Jahr
In dem Bordell, wo unser Haushalt war
Hanne:
In jener Zeit, die nun vergangen ist
Hat er mich manches liebe Mal gestemmt
Und wenn kein Zaster war, hat er mich angehaucht
Da hieß es gleich: "Du, ich versetz' dein Hemd!"
Ein Hemd, ganz gut, doch ohne geht es auch
Da wurd ich aber tückisch - ja, na weißte!
Ich fragt' ihn manchmal direkt, was er sich erdreiste
Da hat er mir aber eins ins Zahnfleisch gelangt
Da bin ich manchmal direkt drauf erkrankt
Together: Das war so schön in diesem halben Jahr
In dem Bordell, wo unser Haushalt war
Zu jener Zeit, die nun vergangen ist
Hannes: Die aber noch nicht ganz so trüb wie jetzt war
Hanne: Wenn man auch nur bei Tag zusammenlag
Hannes: Da sie ja, wie gesagt, nachts meist besetzt war
Nachts ist es üblich, doch geht's auch bei Tag
Hanne: War ich ja dann auch einmal hops von dir
Hannes: Da machten wir's dann so: Ich lag dann unter ihr
Hanne: Weil er das Kind nicht schon im Leib erdrücken wollte
Hannes: Das aber dann doch in die Binsen gehen sollte
Together: Und dann war auch bald aus aus das halbe Jahr
In dem Bordell, wo unser Haushalt war
Text: Bertolt Brecht
(nach einem Gedicht von François Villon, in der Übersetzung von K.L. Ammer)